Besuch in Ostjava 2013

Delegation besucht Ostjava

Trimagassi – das war – zumindest gefühlt – das Wort, das wir in Indonesien am häufigsten in den Mund genommen haben.

Wir, das sind insgesamt sechs Delegierte – Popkantor Peter Hamburger aus Kassel, Schulpfarrer Dr. Frank Lilie aus Freienhagen, Pfarrer Gerhard Lueg aus Bad Arolsen, sein Sohn Samuel, Student, Abiturientin Freya Knapmeyer aus Twistetal und ich, Silke Kohlwes, Pfarrerin im Roten Land. Vom 1.-19. August 2013 waren wir für die Kirchenkreise der Twiste und der Eder in Indonesien in unserer Partnerkirche, der GKJW in Ostjava zu Gast.

 

Und „Trimagassi“ heisst auf Indonesisch „Danke“ und ist in diesem Artikel Ausdruck unserer großen Dankbarkeit für die zugegebenermaßen schon auch ziemlich anstrengende, aber zugleich auch ungemein spannende und sehr bereichernde ökumenische Lernreise, von der wir gerade zurückgekehrt sind.

 

Wir sagen „Trimagassi“ für einen kleinen Einblick in eine ganz andere Welt, in der Christinnen und Christen 12000 Kilometer entfernt von hier ihren Glauben leben. „Trimagassi“ für eine erfüllte Zeit mit reichen Begegnungen, gemeinsamen spirituellen und musikalischen Erfahrungen und einer manchmal ganz heilsamen Infragestellung unseres westlichen Lebensstils.

 

„Trimagassi“ dafür, dass wir ein Stück teilnehmen und Anteil nehmen konnten an dem, was die Menschen in unserer Partnerkirche in Ostjava bewegt. „Trimagassi“ für ganz engagierte, begeisterungsfähige und auf der Bühne beeindruckend ausdrucksfähige indonesische Jugendliche, mit denen die Vorbereitung und Aufführung des Musicals uns allen viel Spaß gemacht hat (darüber berichten wir Ihnen in der nächsten Ausgabe des ÖK noch mehr!). „Trimagassi“ für die übergroße Gastfreundschaft, die wir erfahren durften – ich habe dabei glatt zwei Kilo zugenommen... „Trimagassi“ für das Zusammenleben und Zusammenarbeiten vor Ort, für das gemeinsame Lachen und dafür, dass es gelungen ist, uns trotz aller bestehenden kulturellen Unterschiede immer wieder miteinander zu verständigen und zu einigen. „Trimagassi“, dass wir das erleben durften!

Thematischer Schwerpunkt unserer Reise war das Thema „Bewahrung der Schöpfung / Ökologie“ - ein gemeinsames Thema, das Menschen im Süden unserer Einen Welt nochmal mit größerer Brisanz trifft, uns aber auch hier bei uns in Europa immer wieder neu beschäftigt.

 

Besonders schwerwiegend ist in Ostjava die Erosions- und Überschwemmungsproblematik, die auch eine Folge der immer weiter fortschreitenden Abholzung von Torfmoorwald zugunsten großer Palmölplantagen ist. Diese Abholzung hat auch für das Klima gravierende Folgen. 85 % der Emissionen von Klimagasen in Indonesien stammen aus Rodung, der Zerstörung von Torfflächen und anderweitigen Landnutzungsveränderungen. Hier können wir glaube ich auch von Deutschland aus alle einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz leisten, indem wir bei unserem Kaufverhalten darauf achten, möglichst auf Produkte zu verzichten, die Palmöl enthalten. Schließlich machen die Palmöl-Unternehmen nur deshalb so ein gutes Geschäft, weil die Europäische Union so viel Palmöl aus Indonesien importiert. Verarbeitet wird das Palmöl bei uns in Schokoriegeln und Lippenstiften, Lacken und Pharmazeutika, Seifen und Waschmitteln, Schmierölen und Treibstoffen und macht dabei mehr als ein Drittel des weltweiten Verbrauchs von Pflanzenölen aus, könnte aber häufig problemlos auch durch andere Stoffe ersetzt werden.

 

20 Kilometer südlich von Surabaya konnten wir uns ein Bild machen vom verheerenden Ausmaß der Naturkatastrophe, die der Ausbruch des Schlammvulkans Sidorayo verursacht hat, der seit Mai 2006 (!) durchgängig aktiv ist. 30.000 Menschen haben dadurch ihre Heimat verloren. Hinzu kommen große Mengen der klimaschädlichen Gase Methan und Kohlendioxid, die dort bis heute ausströmen.

Und ein großes Problem ist auch der viele (Plastik-)Müll in Indonesien. Unter mancher Brücke sieht es dort so aus, wie es hier bei uns nach mancher großen Fete auch aussieht – alles voller Müll, der leider nicht in den entsprechenden Behältnissen gelandet ist.

 

Dabei ist Indonesien ein wunderbares Land mit einer traumhaft schönen Natur, die es unbedingt zu schützen gilt! Aus dieser Perspektive haben uns die indonesische Delegation und die Jugendlichen in Tempursari meist vom Moped aus (was manchmal schon ein Abenteuer war!) ihre Umgebung gezeigt, und wir waren sehr berührt und regelrecht verzaubert von der dortigen Tier- und Pflanzenwelt – wobei es natürlich auch Tiere wie Spinnen, Kakerlaken etc. gab, die zumindest der weibliche Teil unserer Delegation nicht ganz so zauberhaft fand...

 

Ein besonderes Erlebnis war für uns am vorletzten Tag auch der Ausflug zum 2329 Meter hohen Bromo, einem der aktivesten Vulkane auf Java. Um Mitternacht haben wir uns von Malang aus auf den Weg gemacht, um nach einer langen Anfahrt und einem nicht ganz so langen Aufstieg den Sonnenaufgang über dem Bromo miterleben zu können – sehr beeindruckend!

Die GKJW, unsere Partnerkirche in Ostjava, ist intensiv darum bemüht, in puncto Umweltschutz eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Sie fördert besonders die Sammlung und die Trennung von organischem und nichtorganischem Müll, wobei der organische Müll in einer Biogasanlage in der Nähe von Malang und der nichtorganische in Form von zum Beispiel Floßkonstruktionen oder aus Autoreifen recycelten und kreativ bemalten Blumenkübeln weiterverwertet wird – leider passen diese Blumenkübel nicht mal so eben ins Handgepäck, sonst hätten wir alle gerne einen mitgenommen!

 

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Frage nach weltweiter Gerechtigkeit war uns und unseren indonesischen PartnerInnen dabei vor allem auch die Frage wichtig, wie man besonders bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für die durch Gott gestiftete Würde aller Menschen und damit einhergehend besonders auch für Schöpfungsverantwortung vermitteln und fördern und ihnen mit auf den Lebensweg geben kann. Vor diesem Hintergrund haben wir mit indonesischen Jugendlichen aus unserer Partnerkirche in Tempursari im Rahmen unserer Delegationsreise ein Schöpfungsprojekt durchgeführt, das sein Ziel und seinen Höhepunkt in einer beeindruckenden Musical-Aufführung hatte.

 

Nicht nur die Musical - Aufführung selbst, sondern auch der gemeinsame Weg mit den Jugendlichen hin zur Entstehung dieses Musicals werden uns eindrücklich in Erinnerung bleiben. Darüber berichten wir Ihnen und euch demnächst noch ausführlicher. Und natürlich gibt es auch darüber hinaus noch 1000 Dinge, die wir Ihnen eigentlich ganz unbedingt noch erzählen müssten...!

 

Wenn Sie darauf neugierig sind, können Sie uns übrigens auch „buchen“! Wir DelegationsteilnehmerInnen kommen gerne mit Film und Fotos in Ihre Gemeinden, zu Ihren Gruppenstunden oder zu Gemeindeveranstaltungen, um Sie an unseren vielschichtigen Erfahrungen und Eindrücken teilhaben zu lassen. Wenn Sie daran Interesse haben, melden Sie sich doch bitte bei einer / einem der TeilnehmerInnen der Delegation oder zentral im Ev. Pfarramt Freienhagen, Pfrin. Karin Marie Lilie, Kasseler Straße 16, 34513 Waldeck Freienhagen, 05634/ 243 (mit AB) oder karin.lilie@ekkw.de.

Bilder aus Ostjava

Artikel Partnerschaftsbesuch Ostjava (doc)
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