Obwohl das Dorf in einer um 1240 entstandenen Urkunde erwähnt und ein Kirchengebäude durch Grabung dort ebenfalls für das 13. Jahrhundert bestätigt ist, sind aus Mittelalter und früher Neuzeit für die Kirchengemeinde Ederbringhausen nur wenig sichere Belege bekannt. So listet noch das ins 15. Jahrhundert datierte Synodalregister des zuständigen Erzbistums Mainz das Dorf Ederbringhausen sowohl als zum Sendbezirk Geismar als auch an anderer Stelle zum Sendbezirk Vöhl gehörig auf.
Soweit bekannt, war Ederbringhausen nie Sitz einer eigenen Pfarrei. Das kirchliche Gebäude hier hatte nach dem Kirchenrecht also ursprünglich nicht den Status einer Kirche, sondern war lediglich eine Kapelle. Als zuständige Pfarrsitze sind je nach Sendzugehörigkeit Kirchlotheim bzw. Oberorke denkbar.
Die alte Ederbringhäuser Kirche im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach Das Bild zeigt die alte Ederbringhäuser Kirche im Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach.
Nach der Reformation wird dann auch Oberorke 1568 und 1577 als Mutterkirche von Ederbringhausen genannt. Zusammen mit der nunmehrigen Filiale Oberorke wurde Ederbringhausen 1580 endgültig zur Pfarrkirche in Viermünden gezogen.
In der im 18. Jahrhundert in großen Teilen neu errichteten Kirche in Oberorke hatten die Ederbringhäuser unten die Stände auf der vom Altar aus gesehen rechten Seite des Kirchenschiffs inne. Dort saßen die Frauen, während den Ederbringhäuser Männern oben auf der linken Seite der Empore ihre Plätze zustanden. Selbst einen eigenen Eingang hatten die Ederbringhäuser in die Oberorker Kirche. Dieser fand durch das Portal von 1739 in der Südseite der Kirche, der so genannten „Bringhäuser Seite“, statt.
Ebenfalls auf dem südlichen Teil des Oberorker Kirchhofs wurden auch die Toten aus Ederbringhausen bestattet, denn ein eigener Totenhof ist für Ederbringhausen erst für 1751 belegt. Dieser befand sich westlich oberhalb der alten Kirche am damaligen Ortsrand und wird heute als Garten genutzt. Als ein neuer Friedhof an einem steilen Hang oberhalb der 1872-1873 erbauten Straße nach Niederorke zu klein geworden war, wurde 1976 der heutige Friedhof am „Herzberg“ angelegt.
In der Ederbringhäuser Kapelle wurde lange Zeit nur an zwei Tagen im Jahr ein eigener Pfarrgottesdienst gefeiert. Am Karfreitag wurde hier das Abendmahl für die Alten gereicht und an einem Nachmittag im Herbst, zumeist an Michaelis (29.09.), feierte man ein eigenes Erntedankfest. An den Sonntagen wurde von den Einwohnern die Teilnahme an den Gottesdiensten in Oberorke bzw. am Gründonnerstag und an dem jährlichen Bettag an den Kirchspielsgottesdiensten in Viermünden erwartet. In Ederbringhausen selbst fanden sonst nur Lesegottesdienste statt. Auch die Taufen, Konfirmationen und Trauungen wurden in der Oberorker Kirche gefeiert. Lediglich Leichenpredigten hielt man seit Anlage des eigenen Friedhofs 1751 im Ort selbst.
Nachdem der Viermündener Pfarrer durch den Bau der Eisenbahnstrecke Frankenberg-Korbach ab 1900 den Ort schneller und einfacher erreichen konnte, gewährte man Ederbringhausen 1903 die Abhaltung von eigenen Pfarrgottesdiensten an jedem zweiten Sonntag. Erst 1934 wurde Ederbringhausen nach ständig währenden Streitigkeiten seit dem 19. Jahrhundert wegen der anteiligen Bau- und Unterhaltskosten für die relativ große Oberorker Kirche endlich auf eigenes Betreiben kirchlich von Oberorke abgetrennt.
Die 1801 errichtete, kleine Ederbringhäuser Fachwerkkirche direkt neben der Durchgangsstraße erwies sich mit zunehmender Automobilisierung mehr und mehr als Verkehrshindernis, weil das Gebäude mit seiner Südostecke praktisch in die Fahrbahn hinein ragte. Trotz einigem Widerstand gegen den Abriss wurde ausgerechnet im Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 die alte Dorfkirche zugunsten einer Straßenverbreiterung abgerissen, nachdem ein Jahr vorher ein neues Gebäude errichtet worden war. Am Standort der alten Kirche wurde damals von freiwilligen Helfern eine Notgrabung durchgeführt, die die Geschichte des Gotteshauses bis ins 13. Jahrhundert belegt.
Das alte Ederbringhäuser Kirchengebäude wurde später im Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach im Taunus wieder aufgebaut und wird dort seit der Fertigstellung 1990 mit neuem Leben erfüllt. So hat sich die einstige kleine Dorfkirche dort mittlerweile zu einer beliebten Hochzeitskirche entwickelt. Zum 200. Geburtstag der Kirche fuhren 2001 auf Einladung des Hessenparks zwei Reisebusse mit Mitgliedern der Ederbringhäuser Kirchengemeinde in den Park und nahmen an dem Festakt teil.
In Ederbringhausen wurde 1974 ein neues Kirchenzentrum ebenfalls an der Durchgangsstraße nicht weit vom ursprünglichen Kirchenstandort entfernt errichtet. Aus der alten Dorfkirche haben hier der Kanzelkorb, der Orgelprospekt und die Glocke neu Verwendung gefunden. Am 03.11.1974 nahm die Kirchengemeinde feierlich mit einem Gottesdienst Abschied von der alten Kirche und zog anschließend gemeinsam in den Kirchenneubau ein. Nahezu die gesamte Einwohnerschaft schloss sich damals dem Zug in den Neubau an, wobei Pfarrer und Kirchenvorsteher an der Spitze der Prozession das Kruzifix und die liturgischen Geräte voran trugen und so symbolisch von dem neuen Gotteshaus Besitz ergriffen.
Seitdem finden hier nicht nur regelmäßig Gottesdienste statt, sondern der ebenfalls in den modernen Zweckbau integrierte Gemeindesaal mit Teeküche bietet Raum für vielfältige Veranstaltungen im kirchlichen Umfeld.
Text: Anita Lorenz, Oberorke, Sauerlandstr. 2, Tel.: 06454-454, Email: hist-doc@gmx.de; Orts- und Kirchengeschichte, Familienforschung