Synode verabschiedet Schutzkonzept

Delegierte beschäftigen sich mit sexualisierter Gewalt

 

Von Karl-Hermann Völker

 

   Löhlbach – Ein Schutzkonzept zur Verhinderung von sexualisierter Gewalt im Raum der Kirche hat am Wochenende im Bürgerhaus von Löhlbach die Herbstsynode des evangelischen Kirchenkreises Eder einstimmig verabschiedet. „Dies soll ein Anfangs- und kein Schlusspunkt sein. Alle Verantwortlichen in den Gremien, in Ehren-, Neben- und Hauptamt sind dazu verpflichtet, das Konzept auf ihren Bereich zu übertragen und umzusetzen“, heißt es in dem 18-seitigen Papier, das ein Arbeitskreis in den vergangenen Monaten entwickelt hat. Johanna Mienert (Edertal), Jugenddiakonin und Koordinatorin der Jugendarbeit im Kirchenkreis, hatte es den Synodalen zuvor vorgestellt.

   Die Synode als Konferenz der Delegierten aus allen Gemeinden des Kirchenkreises Eder zwischen Freienhagen und Gemünden/Wohra, die unter Leitung von Präses Hubertus Marpe (Bad Wildungen) in Löhlbach tagte, gab sich damit klare Richtlinien zum Schutz junger Menschen gegen sexualisierte Gewalt: Künftig muss, so kündigte Johanna Mienert an, von allen Gemeinden eine Risikoanalyse für alle genutzten Räumlichkeiten mit Baubegehungsprotokoll, für alle Ziel- und Altersgruppen sowie für Regeln im Umgang auch im virtuellen Raum durchgeführt werden. Für alle haupt- und nebenamtlich Mitarbeitenden der Kirche gelte ein Verhaltenskodex, der von ihnen in einer Selbstverpflichtung unterzeichnet werden muss. 

   „Grundlage ist eine Kultur des Respekts und des grenzachtenden Verhaltens, ein verantwortungsvoller Umgang mit Nähe und Distanz“, erklärte die Jugenddiakonin. „Wir wollen den Schutz vor jeder Form von körperlicher, emotionaler, psychischer und geistig-geistlicher Gewaltanwendung.“ Dazu führe die Kirche fachliche Standards ein, verlange die Teilnahme an Präventionsveranstaltungen und erweiterte Führungszeugnisse für Ehrenamtliche. Auch aus jedem Kirchenvorstand sollten dafür künftig zwei Personen besonders geschult werden.

   Die Entwicklung einer Gebäudestrategie für den Kirchenkreis Eder war weiteres Thema der Synodentagung. Mit zurückgehenden Mitgliederzahlen und zunehmendem Finanzdruck in der Kirche wird bereits seit zehn Jahren über das schwierige Problem der Unterhaltung, Umnutzung oder Aufgabe von Gemeindehäusern, Pfarrhäusern und möglicherweise auch Kirchen diskutiert, erste Immobilienverkäufe oder -umwidmungen in Waldeck-Frankenberg haben bereits stattgefunden.

    „Hochrechnungen unserer Landeskirche gehen davon aus, dass wir im Jahr 2030 von jeweils 50 Prozent weniger Gemeindegliedern und Finanzmitteln ausgehen müssen“, sagte Claudia Preising vom Kirchenkreisamt Korbach. Sie stellte nun eine Matrix vor, für die alle Kirchengemeinden eine Klassifizierung ihrer Gebäude ermitteln, dabei auch neue Gemeindekonzepte und Kooperationen ausloten und bis zum nächsten Frühjahr einer Lenkungsgruppe vorlegen müssen – ein letzter Aufschub, bevor im Herbst 2024 die Kreissynode endgültig ihr Gebäudekonzept verabschieden soll.

 

BU zu Abstimmung Kreissynode Schutzkonzept sexualisierte Gewalt:

Einstimmig für ein Schutzkonzept: Mit Risikoanalysen, einem besonderen Verhaltenskodex und zusätzlicher Qualifikation der Mitarbeitenden wollen die Gemeinden des evangelischen Kirchenkreises Eder künftig alle Formen sexualisierter Gewalt verhindern, wie die Kreissynode in Löhlbach beschloss.

Keine Bewerber für vakante Pfarrstellen

Die Besetzung unversorgter Pfarrstellen bereitet dem evangelischen Kirchenkreis Eder weiterhin Sorge. „Derzeit gibt es vier vakante Pfarrstellen im Kirchenkreis“, berichtete stellvertretender Dekan Jan-Friedrich Eisenberg (Vöhl) und nannte Röddenau, Frankenberg III, Löhlbach und Haina, für die bisher keine Bewerbung eingegangen sei. Ein der Synode vorgelegter Plan zur Pfarrstellenanpassung bis Ende 2025 sieht von derzeit 25,5 Stellen eine Reduzierung von insgesamt 4,5 Gemeindepfarrstellen vor. Dieser Plan wurde von der Synode mit Gegenstimmen und zahlreichen Enthaltungen gebilligt.

   Mit einer Andacht von Pfarrerin Ursula Christiana Nobiling (Waldeck) hatte die Synode ihre Tagung in Löhlbach aufgenommen. Erstmals bei einer Kreissynode zu Gast war Landrat Jürgen van der Horst, der in seinem Grußwort für eine enge Partnerschaft zwischen Landkreis und Kirchengemeinden plädierte und auf die bereits gute Erfahrung in den Handlungsfeldern Diakonie und Kindertagesstätten hinwies. Ermutigung für die anstehenden Herausforderungen der Kreissynode kam vom Propst des Sprengels Marburg, Dr. Volker Mantey. Für die Gemeinde Haina hieß Bürgermeister Alexander Köhler die Kirchendelegierten im Bürgerhaus Löhlbach willkommen.

   Zu Beginn der Synodensitzung hatte Präses Marpe zwei kürzlich verstorbenen langjährigen Amtsvorgängern Nachrufe gewidmet: Gottfried Scholze (Schreufa) war seit 1971 auf allen Ebenen der evangelischen Landeskirche von Kurhessen Waldeck aktiv, Vorsitzender der Kreissynode von 1983 bis 1989, Mitglied im Finanzausschuss des Kirchenkreises Frankenberg und über zwei Legislaturperioden Mitglied der Landessynode. „Wir werden Herrn Scholze in Erinnerung behalten als einen klugen Ratgeber und bescheidenen Mann, der sich um die Evangelische Kirche verdient gemacht hat“, sagte Pfarrer Marpe.

   Er erinnerte an Hans-Jakob Lichtenfeld, der von 1973 bis 2007 als Mitglied des Kirchenvorstandes in seiner Heimatgemeinde Röddenau aktiv war.  In der Synode des Kirchenkreises Frankenberg arbeitete er 21 Jahre mit, davon neun Jahre als ihr Präses, 15 Jahre lang gehörte er dem Kirchenkreisvorstand an. Als Delegierter vertrat Hans-Jakob Lichtenfeld den Kirchenkreis Frankenberg zwölf Jahre in der Landessynode von Kurhessen-Waldeck. „Sein Urteilsvermögen, aufopferndes Engagement und seine Verbundenheit mit der Kirche haben uns sehr beeindruckt“, schloss Marpe.

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